Logbuch der DA'HOAM 10/95

Autor: Udo Wyklicky ( Skipper UDO )

 
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 Siehe auch Münchner Merkur (Reiseberichte) von Tina

 


 

 

Turbulente 2 Tage hatte die DA'HOAM in ihrem Starthafen in Portoroz (SLO) gelegen und sich ihre ersten schwarzen Seitenstreifen am Anlegesteg von den Gummiprellern geholt.

Die engsten Bekannten von uns quetschten sich bis 12 Personen hoch in unsere "Gute Stube". Nach einem Überflug mit Vico in seinem UL-Flugzeug, schloß der letzte Tag vor dem großen Start mit einem feudalen Dinner in einem Lokal. Entspannte Atmosphäre, Gelächter und Revue-passé der vergangen 2 Monate Umbauphase wurden mit einem guten Schluck verdaut.Ul Überflug mit Vico

Eine kleine Ausfahrt mit fast allen Gästen sollte einen letzten Eindruck der Seefähigkeit unseres Bootes geben. Tat es bei strahlendem Sonnenschein und Motorfahrt auch. Tanken für 70 Pfg. zollfrei und schon sind die 150 Liter gebunkert. Die 3 Hochzeitsböötchen am Dinghi-heck befestigt und die letzte Landverbindung (ein langer Tampen) an alle übergeben wurde unter Tränen und guten Wünschen abgelegt.

Servus-Party

Der südlichen Sonne entgegen, wurde in Piran ausklariert und die ersten Gäste unserer Weltreise kamen an Bord. Mike, Sabine und Schwester Anne-Maria - allesamt Landratten lernten schwankende Planken kennen. Enge Kurvenmanöver im Hafen von Piran enden wie sooft mit kleinen Blessuren am Bug aber endlich frei, motoren wir mit Kurs 230ø um das Slowenische Kap in Kroatische Hoheitsgewässer. Unter Motor läuft er eine Marschfahrt von 3,5- 4 Knoten (entspricht 6-7 km/h), entsprechend ruhig liegt das Schienen-Fahrzeug (2 Rümpfe) bei kleinen Wellen und 0 Wind.

Als es nachmittags nach obligatem Kaffee etwas auffrischt wird dem Ziel entgegengekreuzt. Es bringt unseren Katamaran leider nur wenig vorwärts, da seine Stärken nicht die hart am Wind Kurse sind. Also wieder Motor an und Kurs Rovinj (HR). Es wird schnell gegen 5øø Uhr dunkel und in der inzwischen etwas aufgebauten See stampft der Kat den Lichtern der Küste entlang. Dramatik kommt auf, als Anne (obwohl eingewiesen) mit ihrem Tampon das WC verstopft und gleichzeitig die gesamte Elektrik ausfällt. Grund: ? Aber was wären wir für Seebären, sollte uns das beeindrucken, auch nun stark einsetzender Regen hält uns nicht ab, gegen 22.30 Uhr mit wieder gewaltigem Ruck am Pier des Marinahafen von Rovinj anzulegen. Nach Biergelage fallen alle in die Betten (Gäste am Boden, denn die Gästekammer ist vollgestopft).

Wasser im Schiff - so schnell waren wir selten am nächsten Morgen wach. Das Oberluk (Dachfenster) ist undicht und der defekte Auspuff hat genügend Wasser ins Wasser gepumpt, daß 10 cm unter dem Wohnzimmertisch das Wasser schwappt. Auspumpen und abwischen, Kaffeekochen und sorgenvolle Gesichter - Guten Morgen - Weltumsegler. Aber die Sonne spitzelt nach dem Gewitter der Nacht hervor und trocknet unsere ersten Tränen (wenn auch nicht das Schiff). Verabschiedung von Mike & Co und Stadtbummel in der romantischen Stadt der Kroatischen Küste. Der kleine Elektroofen müht sich die ganze Nacht mit der Feuchtigkeit ab, am Morgen sind sogar noch feuchte Spuren auf einigen CD's (?).

Wir werden trotzdem entschädigt, bei aufgehender Sonne um 07.00 Uhr verlassen wir den Hafen und laufen mit Kurs Pula Richtung Süden. Das neu eingebaute Windmeßgerät bestätigt 1-2 Knoten Wind von achtern (hinten). Kaffeetisch nach Verlassen des Inselgewirres aufbauen und mit aufgebackenem Brot, Kaffee und weichen Eiern genießen wir das Dümpeln auf glatter See. Hoppala, da kommt doch etwas Wind auf. 3 Knoten - man kann die Segel noch mit der Hand halten und Udo baut aus Drachen-Alu-Rohren einen provisorischen Spi-Baum, um die große Genua (Vorsegel) auszubaumen. Wind 6-8 Knoten (leichte Brise), Geschwindigkeit = man glaubt es kaum 4-4,5 Knoten (schneller als unter Motor), so sind wir nach 3 Stunden im uns schon bliebt, bekannten Pula. Bobo, ein Dauerlieger im Marinahafen und Mario der Manager erleichtern unser rückwärts einparken unserer Dauer-Liegebox (bezahlt bis 05/97), direkt neben dem Marinakaffee. Ratschen, Kaffeetrinken, etwas reparieren - ein sonniger Segeltag hat uns schon etwas entschädigt und läßt uns humorvoller auf die Zukunft sehen.

  

 

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 Logbuch der DA'HOAM 11/95

  

An Fasching um 11.11 wollten wir eigentlich ablegen. War aber nix - obwohl die Kroaten pünktlich unser letztes Nirorohr (ein Segelabweiser) geliefert und montiert hatten - der Wind war es. Nach der Calibrierung des Autopiloten und einem kurzen Segeltest, wurde Bettina bereits kurz hinter der Hafenmauer mulmig. 22 Knoten Wind (=40 km/h) und 1 m hohe Wellen kippelten den recht stabilen Kat hin und her.Fertiggestellt

Das Wetter am Montag war etwas besser und so legten wir also endgültig aus Pula ab. Die erste Enttäuschung folgte, hart am Wind (also schräg von vorn) ist nicht die Stärke dieses überladenen Katamarans. Trotz böiger 10-15 kt aus Süd stampften wir nur mit zeitweise 2,5 kt Fahrt dahin. Der Wind nahm zu, die Fahrt ab - nun wir brauchten für unsere ersten 120 sm (Seemeilen) 3 Tage. Nachts um 3 Uhr, nach kniffliger Navigation im Inselgewirr ohne Leuchtfeuer, fanden wir die Hafenpassage zu einer verlassene Marina, um dort festzustellen - der Rückwärtsgang dreht den Antrieb aus dem Wasser (also ohne Wirkung) - ein Anlegen an den Stegen ist nicht möglich. Bleibt nur Ankern. Leider ist Tina dieses Manöver noch nicht geläufig und unser Fernuntericht bei stockfinsterer Nacht zwischen Steuerrad und Ankerkasten klappt noch nicht so. Irgendwann aber lag er doch unter und vor dem Schiff.

Eben an den Schichtwechsel gewöhnt, glaubte Tina nun im sicheren Hafen sofort in die Koje schlüpfen zu können, aber was ist mit Ankerwache - hmmm. Wie nötig dies war stellten wir bei der gemeinsamen Diskussion über den Sinn von Ankerwachen fest - etwas schabte am Kiel - das Ufer bedrohlich nahe - raus - Motor an und trotz Ankerkette erst etwas weg vom felsigen Strand. Der nächste Anlauf mit Anker in tieferem Wasser klappte besser und ich konnte meine Freiwache schlafend verbringen.

Ja nun fehlt nur noch der Nachtrag, irgendwo ist dieses Schiff undicht. Es lief salzig unter dem Bett durch und durchweichte die dort gelagerten Klamotten, es lief in das Fernglasschapp (kleiner Stauraum) und von dort immer weiter hinab, bis es am Boden über die Pumpe wieder hinausgepumpt wurde. Jede Wache saugte mit Schwammtüchern die kleinen Lecks pro Stunde ab - wo aber läuft es herein - mit jedem Eintauchen der Rümpfe in die aufgebrachte See strömte es nach. Hier im Hafen von Jezera (Insel Murter), in der wir nun seit 3 Tagen liegen, glauben wir das Leck hinter der Scheuerleiste, die die Rumpfspitzen verbindet, gefunden zu haben. Aber es stürmt und regnet. Mit unserem kleinen Elektroofen ist es warm und ausgetrocknet und nun warten wir auf etwas Sonne zur Reparatur und Wind aus Nord, um endlich in den Süden zu kommen.

Es bleibt bei Bora-Wind, der von den Alpen herabkommt, stürmisch und kalt. Der Bayrische Rundfunk, den wir auf Langwelle empfangen, kündigt für Oberbayern 30-40 cm Schnee an. Die Ausläufer dieses Wintereinbruches spüren wir durch eisigen Wind und Nachttemperaturen von 2-3 Grad. Da aber untertags die Sonne ab und zu durchblinzelt ,wird die Scheuerleiste abgerissen, die Ritzen ausgespachtelt und geschliffen. TopCoat wird am kleinen Ofen aufgewärmt (das Paraffin kristallisiert bereits) und der gesamte Frontleistenbereich neu eingestrichen.

Kurzweil bieten Hugo und Elisabeth, die neugierig bereits unser Einlaufen beobachtet haben. Es stellt sich heraus, sie sind die einzigen Touristen soweit im Süden (20 km nach Sibenik) und kommen - aus Starnberg.

 

Eisige KornatenMit ihnen und ihrem Auto wird die Gegend erkundet, doch leider können auch sie uns bei unserem Problem, Spiritus in Kroatien zu bekommen, nicht helfen. Wo wir auch nachfragen, stets schicken sie uns freundlich weiter. Die Apotheke könnte uns helfen, 1 Liter = 80 Kuna = 28,- DM, wir lehnen dankend ab. Es gibt für jedes Problem eine Lösung. Man mische Restspiritus, Wodka (40%) und einen Spritzer 2-Takt Außenbordergemisch - brennt. Die Qualmwolken beim Anzünden färben die Küche und die Brenner erneut rußig - aber es brennt. Die Abende vergehen bei gegenseitigen Besuchen, Ratschen und dem Genuß von etlichen Rotweinflaschen.

Endlich läßt der Wind etwas nach und beladen mit Abschiedsgeschenken (Wallnüssen aus Tirol, Duftkissen mit Rosenblättern und Zitronenöl und 6 Weißbier fliegen wir fast mit Rückenwind aus dem Hafen. Leider läßt die Bora schnell nach, aber nach 2,5 Tagen und 140 sm legen wir in Mola di Bari (15 km südlich von Bari) zum ersten Landfall in Italien an. In einer Marina (die es nach unserem Hafenhandbuch gar nicht gibt), übergibt Tina die Landtrossen. In freudiger Erregung bestellen wir in dem kleinen Fischerstädtchen Antipasti, Birra und Scampi - was für ein Abendmahl. Gastlandflagge ItalienDie italienische Einkaufsliste kann im Supermercato voll abgehakt werden (inkl. 6 l Spiritus), nur Diesel für den Motor müßten wir 2 km im Kanister herantragen. Dazu aber bin ich zu faul. Nun der Tank sollte meiner Rechnung nach eigentlich noch halb voll sein. Eine Übersicht habe ich leider nicht, da der Tankstutzen mehrfach gekrümmt am Steuerstand sitzt und ein Tankgeber überhaupt nicht vorhanden ist. Dasselbe Problem haben wir übrigens auch bei unseren beiden Wassertanks, die je 150 Liter aufnehmen können und sobald möglich immer vollgetankt werden. Durch ein Sperrventil am Backbordrumpf (links) wird also quasi Halbzeit angezeigt, da ich es vorsorglich absperre und Tina Wäsche-, Kaffeewasser aus dem Küchentank entnimmt oder sich langsam an Salzwasser zum Spülen gewöhnt. Habe ich doch extra einen Hahn (elektrische Pumpe) an das Küchenbecken montiert.

Nun auch hier in Mola die Bari sind wir nicht lang allein, Wolfgang ein im wahrsten Wort gestrandeter Segler (seine 25m lange Holzketch wurde im Sturm in 4 Stunden mit 125 km/h = 11 Baufort) im Hafenbecken von einem Fischkutter, an dem er längsseits lag, leckgestoßen und sank. Seit 4 Monaten im Gewirr von Versicherung, italienischer Mentalität und Mafiamethoden, schwimmt er nun wieder, kennt alle Geschäfte, Fischer und Schnäppchen und hat natürlich bei Vino rosso allerlei Geschichten über seine Segelreviere rund Italien und Griechenland zu erzählen.

Dankbare Hilfe = GPS

Am 25.11 wollen wir es aber doch wissen. Wind auf die Nase - wir würden gern weiter in den Süden. Doch der Scirocco frischt auf, 25 kt aus SO mit kurzen ca. 1m hohen Wellen, tapfer stapft die DA'HOM gegen an. Mit Motor ist unsere Fahrt gleich Null - aber wozu sind wir ein Segler, also gegenankreuzen. Wellen stürzen über das Deck (absolut dicht) und der Wind zerstäubt die Gischt, die überkommt. Sicher und fast trocken stehen wir in unser Plicht, Salz auf der Lippe, nur das Resultat selbst bei 5 Ktn Fahrt sieht durch die Höhe, die wir tatsächlich schräg gegen den Wind fahren könnenNachtnavigation, abzüglich dem Versatz durch Wind und Welle, mager aus. Nach 6 Stunden sind wir gerade 6 sm in den Süden gekommen. Ein gemeinsames Nicken - wir drehen um und sind in 40 Minuten an unserem Ausgangshafen. Unsere Anlegemanöver werden immer souveräner (manchmal hakt der Rückwärtsgang aus - also legen wir vorwärts an) und enttäuscht die Italiener. 20 kt Wind im Hafen und Windschwell (alle Boote tanzen) und wir legen mit einem Anlauf ohne Streß und Kratzer am schwankenden Steg an. Vorn am Steg mit einer Leine belegen und mit all unseren Fendern neben eine große Motorjacht beigelegt, liegen wir sicher. Nach dem Aufklaren (Kontrolle der Leinen und Fender, Aufschießen der Segelleinen, sowie Einholen der Flaggen), genießen wir einen großen Kaffee mit Amaretto in unserem trockenen "Zuhause".

  

 

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Logbuch der DA'HOAM 12/95

 

 Endlich, der Wind hat gedreht, zuerst ganz sanft bläst er uns bei sonnigem Wetter in den Süden. Zuwenig für Segeln, also motoren wir bis 20 sm vor Brindisi. Der winzige Hafen hat eine Attraktion mehr, denn normale Jachten können das Hafenbecken nicht anlaufen, die mittlere Tiefe beträgt 1,20. Doch wir, mit einem Tiefgang von 90 cm, kümmern uns nur sporadisch darum. Wo aber können wir an Land. Alles ist mit Fischerbooten belegt. Wir werden freundlich an einen Fischerkahn gewunken und belegen im Päckchen (also seitlich an ihn) und vorne an die Molenspitze. Sofort ist auch der Hafenkapitän persönlich vor Ort und läßt seine Autorität spüren. Endlich ein unerfahrener Freizeitskipper - Papiri avanti und was er alles sehen möchte. Zollbescheinigung, Bootspapiere, Pässe, Versicherungsnachweis und zuletzt das Skipperpatent. Ah, ein Allemagne-Boot, ob wir denn deutsches Bier mitführten. Nachdem wir dies verneinen (ihm zu erklären, daß nach 3 Monaten weg von Zuhause - eh keines mehr da wäre, erscheint zu kompliziert) sind wir plötzlich nicht mehr so interessant. Tina ergattert für 10 DM (natürlich in Lira) 3kg Fisch. Aus Furcht vor Diebstahl bleiben wir an Bord und schlafen.

 

Wieder scheint die Sonne und nachdem uns im Hafenbecken von Brindisi fast ein spanischer Zerstörer (auf Truppenbesuch?) versenkt hätte, gibt es endlich wieder Diesel. Nach bereits 35 Litern spuckt der Tank überfülltes heraus (ihm fehlt eine vernünftige Entlüftung) und Plicht, Udo und Tina riechen fürchterlich nach Diesel. Da der Wind endlich etwas bläst und unser Drang in Richtung Süden ungebrochen ist, sind wir nur zum Tanken in Italiens größtem Adriahafen eingelaufen. Mit dem ersten Blinken der Seezeichen und Leuchttürme laufen wir wieder aus. Auch der Landgang am Capo di Maria de Leuka (die Stöckelspitze des Italienischen Stiefels) ist recht kurz und selbst ein Cappuccino wird uns nicht vergönnt (Stromausfall). Der Wind steht gut, also weiter. Doch was ist das 7-10 kt Wind achterlich - wir setzen zum erstenmal unseren Blister. Sag ich doch - wir sind hoffnungslos untertakelt - mit diesem 50qm Segel legt der Kat plötzlich los - 6-7kn über Grund (lt. GPS), da unser Logmeßgerät eh defekt ist. Non-stop in anstrengenden zweieinhalb Tagen, aber bei stetigem Rückenwind (gewürzt mit Gewittereinlagen und recht hohen Wellen) legen wir Ruder um in einen kleinen Hafen in Sizilien zu kommen. Schwell (Wind und Wellen drücken in den Hafen) und eine verlassene Marina begrüßen uns - nein danke. Wir drehen ohne anlegen und motoren nach Catania. Der große Vulkan-Industriehafen ist gut gegen NO Wind geschützt und eine bewachte Marina (Sizilien !!) gibt es auch. Um 16.00 liegen wir bereits im Bett. Die letzten Tage haben Spuren hinterlassen. Reffen, Segel wechseln, Ruder gehen (der Autopilot war teilweise überfordert), 3 h Schichten und die teilweise unterbrochen von zu geringem Segel oder einem Frachter der Tina mit dem Scheinwerfer anleuchtet (wohin fährst du Mädel?). Kaum aber 12 Stunden geschlafen, sieht die Welt ganz anders aus. Wir besorgen uns am nahen Flughafen einen Fiat-Uno Leihwagen und scheuchen diesen bis zur Baumgrenze auf den Ätna. Vulkansand und Schnee stoppen uns aber nicht - weiter geht's zu Fuß (wir kommen aus einem Bergland). Tina paßt ihre Geschwindigkeit einer sie begleitenden hochschwangeren Hündin an - womit an den Kraterand in 3300m Höhe nicht zu denken ist. Außerdem ist sie mit nur ihrem Fleece wirklich unzureichend ausgerüstet. Also wird nach Hundefütterung und Sandsammlung der automobile Abstieg ins laute, bunte, leuchtende Catania durchgeführt. Ein Gastronom reibt sich begeistert die Hände, als wir ihm nun erklären, wir möchten von allem probieren. Angeheitert verlassen wir nach obligatem Espresso die gute und doch günstige Kneipe. Der Ätna versteckt sich am nächsten Tag immer noch in Wolken aber der Hafen ist sonnig. Zeit, um die Lenkung zu reparieren. Wir haben bereits 2 Keilriemen abgerissen und sollte der letzte abreißen müßten wir unsere Wachen (statt entspannt im Wohnzimmer lesend) durchgehend am Steuer verbringen. Zu Fuß wird eine Stadt wie Catania wieder sehr groß und auch die Suche nach Keilriemen und "Alten Steinen" läßt nur den zweiten Teil befriedigend ausklingen. Dafür aber bringen wir mit unseren Rücksäcken verlockende Brotzeithappen mit an Bord. Vino Bianco, Salami, Gorgonzola... Mahlzeit und gute Nacht.

 

Antikes AugustaUnbefriedigende Winde lassen uns nur bis Augusta an der Westküste Siziliens weiterkommen. Bei Nacht schleichen wir uns mit einer völlig unzutreffenden italienischen Karte zwischen den vielen Riesenschiffen und Marinebooten hindurch. Zwischen 2 Fischerbooten finden wir noch Platz an der Kaimauer. An der gegenüberliegenden Bar gibt's einen "Gute-Nacht" Cappuccino, in dieser stöbern uns die Carabinieri auf und bitten uns "Documenti". Gut bewaffnet aber ohne Lampe nehmen sie die Schiffspapiere und Pässe entgegen und tragen dies umständlich in ihre Liste ein. Ab sofort heiße ich also Udo Germany.

 

Weit freundlicher und souveräner sind die Polizia in Siracus. Nach 6 h Motorfahrt in Gewitterboen, entschließen wir uns auf besseres Wetter nach Malta hier abzuwarten. Was für ein Glück - wären wir doch an diesem Juwel Siziliens vorbeigefahren. Ein Nachtbummel zeigt neben vielen vorweihnachtlich geschmückten Geschäften, seine über 3000-jährige Geschichte. Siracus ist eine Reise wert. Also bummeln wir, jeder nach seiner Fasson, am nächsten Tag getrennt durch diese Kunststadt. Tina zu Fuß und ich mit dem Dinghi vom Großen Hafen zum kleinen, der durch eine Brücke getrennt liegt. Das alte Siracus liegt geschützt auf einer Insel. Die antiken Überreste wie Tempel, Theater und Bergwerke liegen vielzählig verstreut auf der Insel und am Festland und sind mit der Quirligkeit, dem Gehupe und freundlichen Menschen verbunden. Allen Mafiasorgen entgegen, bleibt der Katamaran und selbst das Dinghi im fremden kleinen Hafen unberührt. Strahlender Sonnenschein und 23ø lassen Urlaubsgefühle aufkommen. Ein ebenso traumhafter Sonnenuntergang verspricht Wetterbesserung - mal hören was die Deutsche Welle gegen 17.50 über dieses Seegebiet zu berichten hat.

 

Wind NO - O, genau das was wir brauchen. Leinen los und mit Blister oder Groß und Genua laufen wir mit Schnitt 5,5 Knoten Malta an. Eine ruhige Überfahrt - bis 6 sm vor Valetta. Meine Wache beginnt. Blitze zucken hinter den ersten Lichtern und erhellen die kleinen Inseln im südlichen Mittelmeer. Der Wind dreht und ich lasse den Motor an. Das alte Wellensystem stößt gegen ein neues - Kreuzsee. Es spritzt und gluckert. Marschfahrt gegen Wind 1,5-2 kn. Aus geplanten 60 Minuten bis Hafeneinfahrt und Funkakvisition bei Harbor Control werden 3 Stunden. Die beleuchteten Befestigungsanlagen und der Naturhafen geben uns Schutz. Nach dem obligaten Einklarieren bei Hafenpolizei und Zoll werden wir an einen schaukelnden Liegeplatz verwiesen.

English Breakfast und ein Bier sind unsere ersten Bekanntschaften mit dieser Insel, die uns ihre über 4000-jährige Geschichte noch präsentieren will. Wir aber wollen nur eines - schlafen. Doch dies ist uns nicht vergönnt. Kaum im Bett klopft es. Wir glauben es kaum, Tinas Schwester und unsere maltesischen Bekannten Imke und Adrian schauen kurz vorbei, sie warten schon seit 2 Tagen auf unsere Ankunft. Auch der Skipperkontakt wird durch Fred, der einen Großkat hat und nebenan liegt, sofort geschlossen.

Die Tage vergehen wie im Flug. Geschichtstouren, Einkaufsshopping (Malta ist ein Nautisches Schlaraffenland) und Ausflüge nach Gozo (einer Nachbarinsel) mit Blauer Lagune und neben einigen Regenschauern - Sonne. So haben wir uns das vorgestellt. Wasser 19ø Luft 21ø und ein paar verspielte Wolken am blauen Himmel.

Aber auch die Reparaturen kommen nicht zu kurz. 2 neue Paddel für das Dinghi werden hergestellt, die defekte Salzwasserpumpe durch eine Fuß-Gummi-Pumpe ersetzt, neue Landseile und div. Kleinteile werden gekauft. Ich komme ins Schleudern und muß meinen Kaufrausch bremsen - aber ein Tauchkompressor für 2800,- sollte doch noch an Bord.

Auch auf den Slip soll das Schiff hier, denn das Unterwasserschiff, das sowieso 10cm tiefer einsinkt als es sollte ist schon mit Algen und Muscheln übersät - und das kostet alles Geschwindigkeit.

In der Zwischenzeit stellt Tina unsere Barca (Schiff) auf vorweihnachtlichen Charakter um. Kränze, Kerzen und Ninons kleiner Adventskalender sowie mehrere CD's und Kassetten stimmen uns vorweihnachtlich ein. Telefongespräche über Funk bilden eine nette Brücke nach Bayern und Hamburg.

Der Ausflug nach Camino und Gozo, den Nachbarinseln, bekommt Connie und ihrer kleiner Tochter scheinbar nicht. Seekrank schleichen sie von Bord und nehmen eher in Kauf, für 60,- pro Nacht im 5 Sterne Hotel (dem einzig offenen) auf Gozo zu übernachten. Entschädigt werden sie aber am nächsten Tag, als bei spiegelglatter See 1 sm nach Camino verholt wird. Ankern in der Blauen Lagune und mit dem Dinghi 50 m an Land. Von oben und zu Fuß werden die Klippen erkundet. Das kleine Schlauchboot bringt uns auch in diverse Grotten. Nur ich kann zum Baden überredet werden und so schnorchle ich um und unter das Schiff. Korallen und kleine Fische in einem glasklaren 20ø warmen Wasser. Die Rückreise der 16 sm nach Valetta unternehmen Tina und ich wieder allein. Connie zieht die Fähre vor. Da sie aber mit dem Bus die gesamte Insel queren muß, kommen wir zeitgleich in Valetta an. Traumhaftes Segelwetter, kleine Wellen und mit 5 kt beenden den kleinen Ausflug.

Schei... schleifenJa wer unterbricht mich den nun schon wieder beim Einbau von einem kleinen Kleiderschrank. Jürgen, ein Münchner der auf Malta lebt, lädt uns zum Weißwurstessen ein. Wir bringen Bier und Wäsche mit. Ein netter Abend mit Ratsch, sauberen Sitzbezügen und neuen maltesischen Kontakten ist ein netter Ausklang.

Hier werden wir unser Ruhe haben. Ein riesiger Kran hat uns auf das maltesische Festland gehoben. Verlassen und Betreten kann man die Malta DryDogs nur mit Sonderausweis. Einen Tag später habe ich die Plastikabdeckung mit einem Heißluftföhn in Form gebracht, erhalte einen neuen Spezialstecker für Strom und warte auf das Arbeitskommando, das mir für 29 Pfund das Unterwasserschiff mit Hochdruck abspritzt. Nun nach einer kurzen Intervention mit dem Werftchef bin ich noch nicht am Schiff als die Muscheln und Algen unter dem Hochdruck des Süßwassers und der Hilfe einer Spachtel das Schiff verlassen. Der 21. Dezember ist für mich ein ganz normaler Arbeitstag - wie ein halbes Jahr zuvor schleife ich 8 Stunden ein Unterwasserschiff, nur diesmal ist es mein eigenes.

Grundieren, 2 Anstriche italienisches Hartantifouling, Rückwärtssperre des hochklappbaren Antriebes reparieren, Umbau der Blistersteuerung, Schutzkappe des Ankers anbringen - alles liest sich wie mein Berichtsheft während meiner 2-jährigen Bootsbauerausbildung. Aber halt, da war doch noch etwas zu schleifen - natürlich, die letzten blauen Spuren an unserer DA'HOAM sind anzuschleifen, abzukleben und dabei gleich die vielen Rammspuren an den beiden Spitzen des Kats zu verspachteln. Nachdem am 25.12. auch in Malta (katholisch 98%) alle Geschäfte geschlossen haben, wird der Zierstreifen und die Bugspitzen gestrichen. Viel Zeit zum Trocknen gibt es eh nicht. Unsere Weihnachtstage beginnen um 8 Uhr morgens.Abkleben Das Schiff schwimmt oberflächlich - so stark ist der Morgentau und bis es durch die Sonne, die uns täglich verwöhnt, getrocknet ist, wird es 12.00 Uhr. Bis dann geklebt, geschliffen und staubfreie Lackstellen entstehen, ist es 14.00 Uhr. Die Zeitspanne bis zum Sonnenuntergang um 16.30 Uhr ist wirklich zum vollen Aushärten des Lackes recht kurz bemessen.

Den Heiligen Abend gestalten wir etwas um. Arbeitsklammotten ausziehen, Rollschuhe (Neudeutsch: In-Line-Skates) an und mit einem Geschenk des Supermarktes, Nikolausmützen, rollen wir die Seepromenade nach St. Julien. Zurück geht's mit dem Bus für 44 Pf. Tina kocht auf: Hühnchen in Soße mit Blaukraut und Kartoffelpüree.

Bescherung: fast schon gierig reißen wir Muttis Paket auf. Welche Überraschung: Ein Christmas Picknickkorb bei dem Mutti wirklich an alles gedacht hat, sogar die Musik per Cassette und der Tannenzweig mit Kerze sorgen nun bei Glühwein für die etwas melancholische Stimmung der beiden, die allein in Ihrem Kat auf Stelzen (er ist ja aufgebockt) auf das friedfertige Fest anstoßen. Wir nutzen die Zeit im Trockendock. Auch an Weihnachten wird geschliffen und gebastelt. Die Abende aber werden mit unseren Fahrrädern (und die kennen mit Ihrem Linksverkehr Pedalritter überhaupt nicht) kurzweilig. Da die Insel eh nur 40 km lang ist, schaffen wir es doch meist nur bis zum British Pub, um bei einem dunklen Bier den Tag Revue passieren zu lassen und der ist gerade 1 km entfernt.

 

Einen Tag nach Weihnacht kommt noch Post von Mike und ein großes DHL-Paket. Nun sind die Lautsprecherboxen, die ich unter das Steuerrad montieren will, nicht mehr so wichtig. Tinas Wunschsocken, Comics und Literatur sowie nette Zeilen von Steve und Ilona. Pünktlich zu Silvester aber dröhnt die Musik in unserer Plicht und auch sonst gibt es fast nichts mehr zu tun. Ein Tauchwarenhändler hat uns unseren neuen Kompressor geliefert, vorbildlich eingewiesen und blieb solange bei uns, bis die erste Flasche gefüllt war. Das kleine Gerät kann ich locker alleine tragen.

Ja und nun kommt DonJuan de Gerard, ein Fränkischer Einhandsegler, auf den Plan. Ein etwas zerbeulter kleiner 10m Stahleinrumpfer schlängelt sich in den Hafen und mit dem Schalk in den Augen verläßt ein gut 50er, graue Haare, Bart die "Mon Reve". Da er von Sardinien über Sizilien 9 Tage unterwegs war, glaubt man dieser Einhandsegler, wolle sich nun nur einmal gerne austauschen - falsch er redet immer, vorrangig vom Segeln und von Frauenverführungsgeschichten - als geborener Franke kann er aber auch prima kochen und so arbeiten wir gerne etwas Hand in Hand.