Der Autor:

Bettina Wyklicky

(eine echte Hamburger Deern)

Eineinhalb Jahre als DiveMaster in Asien haben meinen Hunger nach Reisen, Kultur und Abenteuer noch nicht stillen können.

Meine Begeisterung für dieses Projekt hielt sich nach 3 Jahren mitsegeln aber in Grenzen und nun habe ich in Aruba ein neues "To hus" /Zuhause) für mich und Kim gefunden.


STARNBERGER MERKUR


Frischvermähltes Ehepaar begibt sich mit Katamaran auf mehrjährige Reise

"DA'HOAM" auf offener See: Tutzinger segeln um die Welt

   (Siehe auch Reisevorbereitung )

 

Tutzing (rob) - "wir sind keine Aussteiger", sagen Brigitte (Druckteufel) und Udo Wyklicky aus Tutzing. Vor zwei Wochen haben die beiden geheiratet - im Oktober stechen sie zu einer Weltumsegelung in See. Vorausgesetzt die Flaschenpost von unterwegs kommt an, wird der Starnberger Merkur die beiden Abenteurer mit einer Reise-Serie begleiten.

Drei bis vier Jahre Zeit wollen sich die Frischvermählten lassen, um mit ihrem Katamaran "DA'HOAM" einmal um den Erdball zu tuckern. Den Anker werden sie im Oktober vor Pula in Istrien lichten. Die Vorbereitungen für den Segel-Törn laufen freilich nicht erst seit der Hochzeit. "Wir haben uns über ein Inserat in einem Segel-Journal kennengelernt" erzählt Brigitte Wyklicky. Sie habe damals noch in Stuttgart gelebt und einen kompetenten Begleiter für eine Weltumsegelung gesucht.

Unter 60 Zuschriften sei ihr diejenige ihres jetzigen Gemahls sofort aufgefallen. "Bei mir hat es dann schon bei unserem ersten Rendezvous in Ulm gefunkt", gesteht die 28jährige Marketing- Assistentin. Das war im März vergangenen Jahres. Im Juli 1994 schließlich hat sie die Liebe ins Fünfseenland verschlagen, knapp ein Jahr später war Hochzeit.

Die Route der beiden liest sich wie eine Beschreibung des Erdballs: Von Kroatien führt sie über Malta entlang der nordafrikanischen Küste in die Straße von Gibraltar, an der Küste Westafrikas hinab zum Kap der guten Hoffnung, dann wieder gen Norden bis zum Subkontient Indien. Thailand, Papua-Neuguinea, Australien, die polynesischen Inseln, Hawaii, Alaska sind die nächsten Stationen. An der Westküste Nord- und Zentralamerikas geht es weiter, bis die Skipper den Panama-Kanal passieren. Nach einem Abstecher in die nördlichen Gefilde Südamerikas segeln sie Richtung New York.

"Von dort aus werden uns Wind und Meeresströmungen zurück nach Europa tragen", erklärt Udo Wyklicky zuversichtlich. Ob der alte Kontinent in Portugal oder England erreicht werde, lasse sich so genau nicht vorhersagen. Das abenteuerlustige Pärchen hat sich vorgenommen, jedes Land unter einem Motto zu bereisen. "In Indien beispielsweise werden wir auf den Spuren Mahatma Gandhis wandern."

Was sich die Weltenbummler für ihre Tour vorgenommen haben, genügt manchem als Ferienaktivität fürs ganze Leben: Tauchen in den schönsten Unterwasserrevieren der Welt, Gleitschirmfliegen, mit dem Mountain-bike die verschiedenen Kontinente erkunden und natürlich segeln, segeln, segeln... Ein wenig sehen die Tutzinger die lange Reise auf dem 50 Quadratmeter großen Boot schon als Feuertaufe für die Zukunft: " Wenn wir es drei oder vier Jahre auf einem Schiff zusammen aushalten, dann dürfte auch nichts mehr schiefgehen, wenn wir unser `Dahoam´ wieder am Starnberger See haben."

STARNBERGER MERKUR


Autor: Wyklicky Bettina

 

Krisengebiet DA'HOAM (25.10.95)

  

Bett und Schrank sind verkauft. Die Wohnung ist aufgelöst und Omas altes Kaffeegeschirr bei Freunden untergestellt. Wir sind mit 32 Kisten und Kartons auf unseren Katamaran nach Pula (Kroatien) umgezogen. Der Count Down bis zum Start unserer Weltumsegelung läuft.

Das mulmige Gefühl, als wir unsere leergeräumte Wohnung vor ein paar Wochen mit nur zwei Rucksäcken bepackt verließen, war trotz Vorfreude nicht wegzuleugnen. Ein neuer, abenteuerlicher Abschnitt unseres Lebens hatte begonnen, und jetzt gab es kein Zurück. Käufer und Freunde gaben sich Tage zuvor die Türklinke wechselweise in die Hand und hätten den uns liebgewordenen Haushalt auf ein - wie wir glaubten - schiffstüchtiges Minimum reduziert.

Trotzdem hatten wir noch so viel in unserem Anhänger, daß uns der kroatische Zoll beim Öffnen der Plane mit einem Kopfschütteln und einem eher ungläubigen: "Camping?!" empfing und ohne auch nur auf eine Antwort zu warten weiterfahren ließ.

Tief in der Nacht erreichten wir unseren kürzlich erworbenen Katamaran und ließen uns müde und glücklich das erste Mal von unserem neuen Zuhause in den Schlaf schaukeln. Das Letzte, was ich hörte bevor ich einschlief, war das leise Klatschen des Wassers an der Bordwand und die geflüsterten Worte von Udo: "Wir haben unser Boot ... Spatzl ..."

Entgegen den Befürchtungen bezüglich derzeitiger Auseinandersetzungen in Kroatien empfing uns die Hafenstadt Pula freundlich und weckte Ferienstimmung mit seinem Markt und den kauflustigen Touristen in den engen Gassen der hübschen Altstadt. Von Krisengebiet keine Spur!?

Drei Tage nach unserer Ankunft war es mit unserer anfänglichen Euphorie und dem Traum vom romantischen Bootleben allerdings ersteinmal vorbei. Der mitgebrachte Haushalt stapelte sich bis unter die Decke und machte aus dem Finden der Zahnbürste eine stundenlange Suchaktion. So blieb uns nichts anderes übrig, als uns ständig wie die Maulwürfe durch die Kisten zu wühlen und die scheinbare Ordnung des anderen wieder durcheinander zu bringen. Kein Wunder also, daß mich vor ein paar Tagen der erste Hexenschuss meines Lebens traf und augenblicklich außer Gefecht setzte. Wegen Unbeweglichkeit beschränkte sich meine Aufgabe für zwei Tage auf das Auffangen der Regentropfen aus einer bei nächtlichem Regen entdeckten undichten Stelle über dem Bett. Es gelang mir gerade noch rechtzeitig einen Müllsack so an die Decke anzubringen, daß unser zweites Kopfkissen ihnen nicht auch zum Opfer fiel.

Derzeit haben wir täglich mit immer neuen Herausforderungen zu kämpfen und die Tatsache, daß wir unseren Zeitplan bis zur Fertigstellung womöglich nicht einhalten können, schlägt sich immer öfter auf unsere Stimmung nieder.

Die Motivation ist nicht gerade die größte, wenn man :

  • zum siebten Mal den Petroleumkocher zu zünden versucht und mit dem verbrannten Finger im Mund hilflos einmal mehr dabei zusehen muß, wie er die gerade geputzte Decke schwarz färbt.
  • beim Anblick der letzten Salami zum Frühstück feststellt, daß einem in der Nacht ein Nagetier zuvorgekommen sein muß oder
  • Udo, der am meisten schuftet, noch ein neues Pflaster für einen seiner Finger braucht, weil dieser beim Versuch den Motor zu reparieren, schmerzlich gelitten hat.
usw. usw.

In zwei Monaten aus einem Wochenendsegler ein hochseetüchtiges Schiff zu machen, stellt sich weitaus schwieriger dar als wir Anfangs annahmen.

"Reine Nervensache", sagte mit ein weitgereister Österreicher, der mich deprimiert am Steg sitzen sah, nachdem er einen Blick in unser Schiff geworfen hatte.

Es bleibt zu hoffen, daß unsere gespannten Nerven und Udos geschundenen Finger unserem angriffslustigen Plan standhalten, und wir unseren Familien und Freunden unser DA'HOAM bei unserer Abfahrt in drei Wochen nicht als tropfende, ölverschmierte Baustelle sondern als vertrauenerweckendes. Hochseetüchtiges Zuhause präsentieren können. Bis dahin drückt uns doch einfach Eure hoffentlich heilen Daumen

 Bis bald Tina + Udo

Eure (zukünftigen) Weltumsegler