STARNBERGER MERKUR
Autor: Bettina Wyklicky Verkaufen und aufgeben??? Als wir auf der Kanarischen Insel Lanzarote ankamen, lagen wieder viele Eindrücke, einige Erlebnisse und ein gutes Stück Weges hinter uns. Wir
Wind, Wetter und Wellen waren nicht stürmisch aber wechselhaft und bei der "DA’HOAM" waren wieder einige neue Ersatzteile nötig gewesen. Das einzige, so schien mir, auf das man sich mit 100%iger Sicherheit verlassen konnte, war meine permanente Übelkeit. Erst als es mir einmal bei einem Landgang plötzlich furchtbar schlecht wurde, und ich Abends in einem Restaurant drei Portionen Erdbeeren mit Sahne bestellt hatte, kam mir der Verdacht, daß meine Seekrankheit vielleicht noch mit etwas anderem zusammen hängen könnte. Udo musterte mich immer öfter mit in Falten gelegter Stirn und skeptischen Blick, wenn er eine meiner Spezialgerichte sah. "Davon würde mir allerdings auch schlecht werden" bemerkte er nachdem ich während des Lesens eines Buches eine ganze Salami verdrückt und gerade dabei war mir eine Tafel Schokolade riegelweise in den Mund zu schieben. Ich schaute kurz von meiner Lektüre auf und bemerkte erneut diesen Blick aus einer Mischung von Unverständnis und Mißbilligung. "Ich glaube der Grund, daß ich so viele Sachen durcheinander esse ist, daß ich schwanger bin, Schatz" platzte ich schließlich mit immer noch vollem Mund heraus. Udo sagte nichts. Wie Schockgefroren saß er da und starrte mich an. Dem Überraschungsmoment, folgte eine Großversammlung seiner Gedanken zum Thema Baby und man konnte deren Teilnehmer förmlich an und abreisen sehen. Schließlich muß sich dann sein großes Herz Platz verschafft haben, den seine Stimme nahm zu einem lauten und sein Mund zu einem breiten glücklichen Lachen Anlauf. Ein Arzt bestätigte in den folgenden Tagen, was bis dahin nur ein Verdacht gewesen war und lud mich ein, von nun an monatlich zur Vorsorgeuntersuchung zu kommen. Schlagartig drehte sich die Welt nur noch um eines: UNSER BABY!!! Udos Geburtstag wurde mit einer kleinen Babywillkommensparty verbunden und die meisten Sätze begannen von nun an mit "Das Baby....." oder hörten mit ".......das Baby" auf. Wir überlegten das Boot zu verkaufen und diskutierten nächtens ausführlich immer und immer wieder über das Thema "an Bord" oder "Baby" und kamen schließlich zu der Überzeugung, daß auch "Baby an Bord" möglich ist. Das ausgewogene, milde und immer während frühlingshafte Klima Lanzarotes erleichterten Udo und mir die Entscheidung zu einer Babypause auf dieser Insel. Lanzarote ist einzigartig. Hinter bizarren Lavalandschaften lädt die Vulkaninsel, die ihre letzte Eruption vor ca. 100 Jahren erlebte, an schwarzen Sandstränden zum Baden ein. Die bezaubernden, strahlend weiß getünchten und mit üppiger Blütenpracht umrahmten Häuser heben sich kontrastreich von der sonst so schlichten, kargen Umgebung ab. Wo man hinsieht blühen Busch- und Strauchgewächse in der herrlichsten Farbenvielfalt und so werden die Kanaren mit recht die Inseln des ewigen Frühlings genannt. Saftige Wiesen und satte grüne Laubbäume unter blau-weißen Himmel, wie im bayrischen Frühling, vermissen wir dennoch etwas. Vorerst beschäftigt Udo sich damit, hier und da noch ein wenig Platz für unseren Nachwuchs zu schaffen und ich lasse mir den immer dicker werdenden Bauch ein wenig in der Sonne bräunen und träume still und heimlich von Starnberg als Geburtsort. Die endgültige Ankunft unseres kleinen Mitseglers ist auf Ende September, Anfang Oktober geplant und eigentlich Wünsche ich mir bis dahin nur, daß es ein kräftiger, gesunder und munterer Schrei sein wird, den man dann, wo auch immer auf dieser Welt, von unserem kleinen Bootsbaby hören wird.
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Über Feuerberge ins Tal der 1000
Palmen Es herrscht reges Treiben auf der DA'HOAM. Jemand der Udo
und mich in den letzten Wochen beobachtet hätte,
würde unschwer sehen, das hier in kürze Nachwuchs
zu erwarten ist. Während Udo mit Hilfe eines Netzes das
ganze Boot in einen großen Laufstall verwandelt und
ich wie hypnotisiert die neu erworbenen
Erstlingssöckchen betrachte als würden sie jeden
Moment zum Leben erwachen, rückt der Geburtstermin
immer näher. Natürlich dreht sich im Augenblick
fast alles um unser zu erwartendes Baby, das wir vorerst
liebevoll Krümelchen getauft haben. Trotz meines
Nesttriebes hat es Udo dennoch geschafft, mich an meinem
30´ten Geburtstag zu einem Ausflug auf einem gemieteten
Trike zu überreden. Meine Bedenken im achten
Schwangerschaftsmonat noch eine Spritztour auf einem
motorisierten Dreirad zu unternehmen, waren nach der ersten
selbstgesteuerten Runde im Jachthafen wie verflogen und so
düsten wir 2 ½ bei herrlichstem Sonnenschein
über die "schwarze" Lavastein-insel. Natürlich
haben wir die Sehenswürdigkeiten von Lanzarote wie die
Jamos del Aqua (Wasserhöhlen), den Nationalpark
Timanfaja mit seinen Vulkanbergen, die wegen ihrer roten
Farbe auch Feuerberge genannt werden, das Tal der tausend
Palmen und vieles mehr bereits ausgiebig besucht. Lanzarote
ist eine einzigartige Insel, deren unverwechselbarer Charme
nicht zuletzt durch den Inselgestalter und Künstler
Cesar Manrique bestimmt wird, dessen Handschrift einem in
unzähligen Kunstwerken auf einem Streifzug über
die Insel immer wieder begegnen. Durch unseren
verlängerten Aufenthalt und steigenden Bekanntheitsgrad
auf Lanzarote sind inzwischen sogar einige exotische
Jobangebote an uns herangetragen worden. Zum Beispiel wurde
Udo als Tauchlehrer gebeten, für ein belgisches
Filmteam eine Tauchszene zu spielen und der deutsche
Radiosender der Insel lud uns zu einem Interview in ihr
Studio ein. Kaum sind Udo und ich dann wieder allein,
heißt es vor allem wieder Krümelchen hier und
Krümelchen da und ich frage mich wirklich, ob sich alle
werdenden Eltern so benehmen wie wir. Voller Neugier haben
wir dann auch die Klinik für die Entbindung auf
Lanzarote besucht. Leider mußten wir bei unserem
Besuch aber feststellen, daß Väter während
der Geburt unerwünscht sind. Damit hatten wir
natürlich nicht gerechnet. Enttäuscht und ratlos
kehrten wir auf unser Boot zurück. Um nicht auf
ärztlich Hilfe zu verzichten, stand irgendwann in
dieser Nacht unser Entschluß für den Geburtsort
fest: "Wenn es hier nicht geht, dann gibt es für uns
doch eigentlich nur noch einen Ort der für uns in Frage
kommt" sagte Udo. "STARNBERG" fragte ich ungläubig und
warf mich an den Hals meines Mannes als er mich liebevoll
anlächelte und nickte. Krümelchen ist mittlerweile ein ausgewachsener
Krümel geworden der es mir nicht mehr gestattet ohne
mich vorzubeugen meine Füße zu betrachten und
Ende September das Licht der Welt erblicken wird. Wir freuen
uns alle drei auf vier Wochen Starnberg, Zuhause und die
nicht minder aufgeregten werdenden Großeltern. Wenn alles gut geht, wird es dann Ende November
heißen: "Leinen los nach Trinidad!!!"
Autor: Bettina
Wyklicky
Wochenende 19./20 Oktober
1996 STARNBERGER
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Mit Töchterchen Kimberly in drei
Jahren um die Welt Tina und Udo Wyklicky setzen nach der Geburt ihres
ersten Kindes Segelturn fort Tutzing (nk) - Das Weltumsegler-Paar Tina und Udo
Wyklicky hat vorübergehend wieder im Heimathafen Anker
geworfen. Nicht ohne Grund: Seit zehn Tagen sind die
Wyklicky's zu dritt. Töchterchen Kimberly, 4230 Gramm
schwer und 56 Zentimeter groß, erblickte am 8. Oktober
im Kreiskrankenhaus Starnberg das Licht der Welt. Weil im
Hospital auf Lanzarote Väter bei der Geburt nicht
erwünscht sind, verlegten die Weltenbummler die Ankunft
ihrer Tochter nach Hause. Die Geduld der jungen Eltern wurde auf eine harte
Probe gestellt. Volle zehn Tage ließ "Krümelchen"
auf sich warten. Die Zeit bis zur Geburt hat sich Papa Udo
mit dem Basteln von Spielzeug und Installation eines
Tachometers am Kinderwagen vertrieben. Am 8. Oktober nach
zwölf Stunden im Kreissaal, war es endlich soweit. Aus
"Krümelchen" wurde Kimberly. "Ein dickes Lob an die
Entbindungsstation im Starnberger Krankenhaus", sagt Mama
Tina. Sie ist froh, nicht auf Lanzarote entbunden zu haben.
"Eine Geburt in Starnberg ist eben doch etwas anderes." (der
erste Kinderbrief?) Im vorübergehenden Zuhause in Tutzing kümmert
sich Hebamme Cornelia Schreiber um Mutter und Kind. "Die
Frau ist 73 Jahre alt, hat an die 10 000 Säuglinge in
sanfter Geburt auf die Welt geholt und dafür das
Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen", weiß sich
Tina Wyklicky in sicheren Händen. Zur ersten
Untersuchung des Babys kam die Hebamme auf Umwegen: Alle
Türen des Hauses waren versperrt, und Cornelia
Schreiber mußte über eine Mülltonne durchs
Fenster einsteigen. Während Tina und Kimberly wegen der
anstehenden Vorsorgeuntersuchungen noch in Deutschland
bleiben, geht Vater Udo bald wieder auf Tour. Am 3. November
fliegt er zurück auf die Kanaren, um von dort aus mit
dem eigenen Katamaran die unterbrochene Weltumsegelung
fortzusetzen. Sein nächstes Ziel ist Trinidad. "Mir ist
es jetzt noch zu gefährlich, mit dem Baby über den
Atlantik zu segeln", erklärt Tina, warum sie ihren Mann
nicht begleitet. Aber im Dezember will sie mit der Kleinen
nachkommen, damit die junge Familie zu dritt Weihnachten
feiern kann. Die weitere Reiseroute steht noch nicht genau fest.
Wahrscheinlich wird die junge Familie an Kuba vorbei und
durch den Panamakanal in den Pazifik segeln, um dann die
Südsee anzusteuern. Nach drei Jahren auf See ist die
Rückkehr nach Bayern geplant, denn "das Kind braucht
feste Wurzeln".
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Die große Überfahrt oder
auf den Spuren von Columbus Nachdem man Tina Kim an die Brust gedrückt hatte
waren die Damen erst mal unter sich und Udo flüchtet
vor Geschrei und vollen Windeln in die Werft vom Burle
(Fa.Glas) die ihn als Bootsbauer ausgebildet hatte. Hier
hatte er endlich wieder einen Hafen mit Schiff(ch)en, beim
Winterlager etwas zu tun und auf die Frage eines
Arbeitskollegen: "host no an Platz ?" auch einen neuen
Mitsegler. Geplant war, Udo bringt den Katamaran in die
Karibik und Tina fliegt mit dem Baby hinterher. Zusammen
hätten wir aufgeregten Eltern den Hafen von Lanzarote
kaum verlassen um dann wegen 'mörderischem' Geschrei
von Kim sofort umzukehren und den Kinderarzt
aufzusuchen. Als 'Tauchgepäck' wurden die vielen Ersatzteile mit
Udo und Toni in München ins Flugzeug gesetzt und die
beiden sollten in einer Woche das Boot Atlantik-klar machen.
Taten die beiden auch: kleine Reparaturen, Unterwasserschiff
streichen und für 6 Wochen verproviantieren. Aber auch
Inselrundfahrt, Gleitschirmfliegen und Tauchen kamen nicht
zu kurz. Am 10.11. aber war es soweit, als Probeschlag wurde
nach Gran Canaria gesegelt um dort noch das Schlauchboot
überholen zu lassen - und prompt wurden beide -
Seekrank. Nach einer knappen Woche aber hieß es zum
erstenmal "Kein Land in Sicht". 250l Frischwasser und 30l
Trinkwasser, 10l Wein und 3 Paletten Bier galt es bis
Trinidad einzuteilen. Bei der Routenwahl folgte man Kolumbus
immer noch geltenden Rezept: Südwest bis die Butter
schmilzt (20°N 30°W) und dann immer nach West.
5400 km nur Wasser (entspricht der Entfernung Oslo - Malta
und zurück) mit 10 km/h und konstantem Passatwind von
achtern. Bis auf ca. 40 Min steuerte der Autopilot mit
Computernavigation das Boot über den ganzen Atlantik.
Damit die 24 kalkulierten Tage nicht zur Monotonie wurden,
dafür sorgten ein abwechslungsreicher Speiseplan,
Fitnessprogramm und Spiele. sowie eine theoretische
Tauchausbildung für Toni. Weit unangenehmere
Unterbrechungen waren, ein Herdbrand, bei dem der
1000-Meilen-Kuchen nur mit dem Feuerlöscher
abgekühlt werden konnte und 2 Tage Generalreinigung des
weißen Schiffes zur Folge hatte sowie div.
Kleinschäden, die aber von den beiden Bootsbauern schon
während der Fahrt behoben wurden. Das schlimmste waren
wohl die Nachtwachen, alle 3 Stunden wurde gewechselt und
dabei nach Wetter, Segelstellung und anderen Schiffen
gespäht. Das Wetter blieb den ganzen Monat stabil mit
kleinen Quellwölckchen, einer Lufttemperatur um
30° und der tägliche Regenschauer wusch den
Schweiß als warme Dusche von der Haut. Moderate 3-5
Windstärken aus achterlicher Richtung (von hinten)
sorgten für ein ausgebaumtes Vorsegel, daß auf
der ganzen Fahrt genauso wie am ersten Tag stehen blieb.
Fremde Schiffe sahen wir am Horizont ganze 3 (als Deutscher
Autofahrer stelle man sich daß einmal vor: ganze 3
Autos auf der Gegenspur bei 5400 km). So war ich heilfroh
als ich nach der Halbzeit endlich Tinas
Überraschungskasette anhören durfte - ihre Stimme,
unsere Lieblingslieder und Kimberly mit Schluckauf -
hoffentlich ist bald Weihnacht und wir sind wieder
beieinander. 2 Stunden 10 Minuten vor der berechneten Zeit - Land.
Tobago grüßte die Bayrischen Gäste. Hier im
glasklaren 28° warmen Wasser wurde Tonis Tauchlehrgang
in Aquariumatmosphäre beendet. Papageien keckern von
den Palmen und bei einem Bier an der Strandbar umgeben von
quirlige, lachende Farbigen kann man es ganz gut aushalten.
Doch der große Schlag kam noch - kein gemeinsames
Weihnachten. Alle Flüge in die Karibik sind
hoffnungslos ausgebucht. Nach mehreren Telefonaten mit
Tränen stand ich nach einer Odyssee pünktlich zum
Heiligen Abend vor Tinas Haustür. Das waren
glückliche, wenn auch eiskalte Feiertage aber Mitte
Januar wärmen wir uns gemeinsam auf unserer DA'HOAM in
der Karibik auf. Frohe Feste an alle Eure Weltumsegler Udo + Tina + Kim "DA´HOAM"
Autor: Bettina
Wyklicky
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